Zeitungsartikel Neue Westfälische vom 11.04.2019 Fliegender Wischmop für Frau Merkel Quelle: Neue Westfälische vom 11.04.2019

Von Sibylle Kemna

Ummeln. Die meisten Insassen der JVA Senne im Hafthaus Ummeln hatten noch nie Improvisationstheater erlebt. Doch dass sie hier kein fertiges Theaterstück erlebten, sondern die Szenen des „“Peng! Improtheaters“ selbst durch Zurufe beeinflussen konnten, gefiel ihnen sehr.

Jan Wenzel, Alex Janzen und Christian Berlin von der Gruppe aus Münster haben noch keine Erfahrungen mit Theater spielen im Knast. Die etwas einschüchternde Prozedur am Eingang, bei der sie ihre Personalausweise abgeben müssen, nehmen sie aber dennoch locker hin. Vom Projekt „Kultur hinter Mauern“, für das sie hier sind, wissen sie, dass solche Vorführungen von Häftlingen oft besonders dankbar angenommen werden und erwarten „gute Stimmung“.

Zwar war die Voranmeldung schleppend, doch füllt sich der Theaterraum immer mehr, sodass die letzten Nachzügler nur noch auf Tischen an der Wand Platz finden. „Ihr spielt eine Rolle“, erklären die Theaterpädagogen den über 60 Knastis einleitend. „Wir spielen die Figuren, die ihr euch aussucht“, sagt Christian Berlin und übt mit den Zuschauern das „einfach Reinbrüllen“.

Dann die erste Szene – plötzlich ist gespannte Stille. Erste Lacher. Aus den Zurufen entwickelt das Trio eine Szene, bei der ein Vater seinem Sohn das Land vererbt und dieser zum Beweis für seine Tatkraft ein Schaf schlachten muss. Und schon geht es weiter: „Wo sind wir?“ „Im Wald.“ „Wer ist hier?“ „Erdmännchen“. Schon gehen die Pfoten der drei Schauspieler hoch, sie schnüffeln und ernten spontanen Szenenapplaus. Auch die Stichworte Erotik und Swinger Club werden in witzige Szenen umgesetzt.

Jan Wenzel muss als „armloser“ Erfinder, der von Alex Janzen geleitet wird, erraten, was die Inhaftierten sich vorher ausgedacht hatten: ein fliegender Wischmop für Frau Merkel, der auch im weiteren Programm immer wieder vorkommt. Nicht nur die „Freiheit“ als Stichwort für eine Amtsszene und die Frage. „Was wünscht er sich?“ reflektiert die Erfahrungen der Zuschauer, auch die Schlagworte „Sozialamt“ und „Betteln“. Immer begeisterter machen die Häftlinge mit und manche kommen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus.