Zeitungsartikel Die Glocke vom 17.11.2018 Inhaftierte verschönern Kita-Gelände Quelle: Die Glocke vom 17.11.2018


Von unserem Redaktionsmitglied Pia Engelbrecht

Sassenberg (gl). Die Hecken sind geschnitten, die Beete gemacht und die Spielgeräte bunt gestrichen – so gut in Schuss war das Außengelände der Kita „Wolke 7“ wohl lange nicht. Mit unermüdlichem Einsatz haben das Inhaftierte der Außenstelle Gröblingen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bielefeld-Senne möglich gemacht.

„Man-Power“ – so heißt das Wiedereingliederungsprojekt, bei dem sich Inhaftierte aus dem offenen Vollzug ehrenamtlich um die Pflege und Instandhaltung der Außenanlagen von Kindertagesstätten kümmern. „Wolke 7“ war die erste Einrichtung. In den kommenden Monaten sollen alle weiteren Kitas in Sassenberg folgen. In zwei Wochen fällt der Startschuss im „Zauberland“.

An zehn Samstagen waren jeweils drei bis sechs Inhaftierte aus einem Pool von rund 20 Personen vor Ort und brachten die Anlage in insgesamt 375 Arbeitsstunden auf Vordermann. Hecken wurden geschnitten, Bäume gestutzt, Beete erneuert, Spielgeräte abgeschliffen und wetterfest gestrichen, Dächer eingedeckt sowie Laub und Unkraut entfernt. Das Ergebnis kann sich – vor allem im Vorher-Nachher-Vergleich – schon jetzt sehen lassen. Zwei weitere Samstage folgen noch.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von einem Inhaftierten selbst. Die Idee dazu hatte Volker C. (Name von der Redaktion geändert), da er bereits während seiner Bundeswehrzeit eine ähnliche Aktion – damals mit Soldaten – durchgeführt hatte. Nun leitet der gelernte Garten- und Landschaftsbauer die Männer bei den Arbeiten in der Kita an. Und die sind als Lackierer, Maler oder Dachdecker teils auch selbst vom Fach. Die Resonanz war – und bleibt – groß. „Die Männer zeigten sich von Anfang an begeistert und freuen sich, wenn sie sehen, was sich in der Außenanlage verändert hat“, berichtet Volker C. Und die Kinder ebenfalls, wie Kita-Leiterin Dorothee Borchers beim Rundgang über die Anlage berichtet. Das Material stellt die Stadt zur Verfügung, Heckenschere, Kettensäge und Co. bringt Volker C. selbst mit.

Dankbar für das Projekt zeigt sich Bürgermeister Josef Uphoff. „Es ist wichtig, Resozialisierung ernst zu nehmen und Menschen eine Perspektive zu geben“, betont er. Das, was die Inhaftierten leisteten, sei für den Bauhof – der sich normalerweise um die Pflege kümmere – aus finanziellen Gründen nicht machbar.

Um Eltern eventuelle Sorgen zu nehmen, wurden sie zuvor aufgeklärt. Laut Helmut Helfers von der Stadt Sassenberg war die Resonanz durchweg positiv. Damit kein Kontakt zwischen den Kindern und Inhaftierten besteht, finden die Einsätze ausschließlich samstags statt. Zudem würden alle bereitwilligen Helfer zuvor genau überprüft, berichtet Martin Pellmann (JVA).