Zeitungsartikel Neue Westfälische vom 31.08.2018 Konzert als Fenster in die Welt Quelle: Neue Westfälische vom 31.08.2018


Von Sibylle Kemna

Senne. Nicht vom Regen verschont blieb auch in diesem Jahr das vom Kulturkreis Senne veranstaltete Konzert „Kultur im Knast“. Aber das Nieseln hörtegegen20Uhraufund tat ohnehin der Stimmung in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Senne keinen Abbruch. „Rock Affairs“ und „Lohmann Rhythm & Blues“ kamen gut an bei den rund 500 Besuchern. Mit guten alten Rock-Liedern aus den Achtzigern wie „I Was Made For Loving You“ (Kiss), „Let Me Entertain You“ (Robbie Williams) oder „Africa“ von Toto trifft die Coverband „Rock Addict“ genau den Geschmack des nicht mehr ganz jungen Publikums. „Das ist die Musik, die wir kennen, da können wir mitsingen“, meint Besucherin Ilona Neumann, die gerne mit vielen Menschen vorne an der Bühne getanzt hätte. Aber aufgrund des Regens ist da niemand. „Die wollen alle trocken unterm Baum stehen.“ Auch die Gefangenen stehen lieber geschützt vor dem Regen. „Aber die Musik ist echt gut, das Beste, was ich in den drei Jahren hier auf dem Sommerfest gehört habe“, sagt Fidan. Er hat sich schon lange auf das „Festival“, wie er es nennt, gefreut. Mit der Gartenkolonne, in der er arbeitet, hat er gerne den Rasen und die Wege dafür vorbereitet. Für Manuel ist es das erste „Kultur im Knast“-Konzert. „Auf jeden Fall eine tolle Abwechslung“, sagt er und sinniert: „Hier sind alle Insassen gezwungen, sich gut zu verhalten.“ Das Konzert ist für sie ein Fenster in die Welt. „Dann kann man auch den guten Vorsatz fassen für das Leben

draußen, sich immer gut zu benehmen“, sagt Manuel. Trotz des Regens geben die Musiker ihr Bestes den Besuchern einzuheizen, allen voran Leadsängerin Kathi und Lars, der als Entertainer sogar vor der Bühne Luftgitarre spielt. So verbreiten sie viel Spaß und gute Laune und bald können die Zuhörer die Schirme einklappen, weil der  Regen aufhört. Beste Voraussetzungen für die Lohmann Rhythm & Blues Kapelle, in der gleich alle Bandmitglieder Lohmann mit Nachnamen heißen: Sänger Olli und sein Team bieten ein breites Spektrum mitreißender Bluesmusik, das sehr gut ankommt. Uli, Michael und Matthes begeistern auf Trompete, Posaune und Saxophon mit Bläsersätzen, die von schön aufeinander abgestimmten Klangfarben geprägt sind. Pianist Sven T. bildet zusammen mit dem fetten Gitarrensound von Holger, mitreißenden Drums von Mischa am Schlagzeug und den groovigen Bässen von Wolfgang einen harmonischen Klang. Die Band gibt alten Songs eine neue Prägung. Fast alle Zuhörer bewegen sich mit. Erst recht beim „Hand Jive“, einem Tanz im Sitzen aus den 40ern, den die Band mit dem amüsierten Publikum einstudiert.