Zeitungsartikel Neue Westfälische vom 12.06.2018 Minister für eine Stunde im Knast Quelle: Neue Westfälische vom 12.06.2018


Senne/Herzebrock-Clarholz (ei/SL). Schnaps hat in einer Justizvollzugsanstalt nichts zu suchen, aber Schnapszahlen dürfen sein. Daher hat die Justizvollzugsanstalt Senne ihr 111-jähriges Bestehen nun mit einem Tag der offenen Tür begangen. Eingeladen waren Bedienstete, deren Angehörige und Kooperationspartner der größten Haftanstalt in Deutschland. Auch NRW-Justizminister Peter Biesenbach ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen. Er besuchte gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Raphael Tigges die Außenstelle Herzebrock. Tigges sitzt im Beirat der JVA und hatte auf dem CDU Landesparteitag zum Besuch eingeladen.

„Das war ein außerordentlich erfolgreicher Tag“, betonte JVA-Leiterin Kerstin Höltkemeyer-Schwick gegenüber der NW. Rund 400 Besucher hätten allein das Hafthaus Ummeln (362 Haftplätze) besucht, etwa 200 waren es am Hauptsitz in Senne (131). Die 16 Außenstellen hätten im Schnitt jeweils 50 Besucher gehabt. Gerade Vertreter der mehr als 830 Firmen im Städteviereck Bielefeld-Münster-Hamm-Paderborn, mit denen die Haftanstalt des offenen Vollzugs zusammenarbeitet, hätten gerne die Gelegenheit genutzt, ihre Ansprechpartner auf Seiten der JVA und die Gegebenheiten der Inhaftieren kennenzulernen.

Minister Biesenbach nahm sich eine Stunde Zeit für die Außenstelle in Herzebrock-Pixel. Denn seit einem halben Jahr werden Kriminelle, die ihre Straftaten aufgrund einer Spielsucht verübt haben, dort besonders betreut und therapiert. Dabei kooperiert die JVA mit der Bernhard-Salzmann- Klinik in Gütersloh. Die Außenstelle Pixel ist zudem mit 111 Jahren genau so alt wie das Haupthaus an der Sender Straße in Bielefeld, auch wenn das jetzige Gebäude erst seit 1939 genutzt wird.

Vermieter ist die Gesellschaft zur Förderung der Landeskultur mbH Herzebrock, die nach der letzten Sanierung im Jahr 2001 gerne wieder zielgerichtet in das Gebäude investieren würde. Doch auf eine längerfristige Nutzungszusage für die Außenstelle warteten die Verantwortlichen am Samstag vergeblich. Aktuell würden zwar Einrichtungen und Maßnahmen geprüft, aber er könne keinerlei Versprechen abgeben.

Ab Juli mehr Plätze für den Frauenvollzug an drei Standorten

Die JVA Senne verfügt über 1.645 Haftplätze, davon102 für weibliche Gefangene (in den Hafthäusern Ummeln und in der Außenstelle Steinhagen). Weil mit einem weiteren Zuwachs gerechnet wird, wird am Juli auch Frauenvollzug in der Außenstelle Oelde praktiziert, so dass dann nach Information von Kerstin Höltkemeyer-Schwick 152 Plätze zur Verfügung stehen. Dies ermögliche auch eine größere Binnendifferenzierung der Gefangenen. Ausgebaut werden soll auch die Anzahl der Behandlungsplätze, da eine hohe Anzahl der Inhaftieren unter Suchterkrankungen leiden. Ummeln und die Außenstellen Rietberg und Westerwiehe sind spezialisiert.