Zeitungsartikel Westfalen-Blatt vom 27.08.2016 Jailhouse Rock vom Feinsten Quelle: Westfalen-Blatt vom 27.08.2016


Senne (pan). Was für Johnny Cash 1968 das Folsom Prison war, ist für die Band The Basement Boyz die Justizvollzugsanstalt (JVA) Bielefeld-Senne. Am Donnerstagabend gaben die Bielefelder Musiker dort ein Konzert vor 300 Besuchern von außerhalb und 150 Häftlingen und ließen ein wenig erahnen, wie der legendäre Auftritt des Countrysängers im kalifornischen Gefängnis gewesen sein muss.

Zwar mussten die Basement Boyz um Boris Nicolai (Gitarre), Gernot Kaspersetz (Bass), Paul Keller (Schlagzeug), Tommy Noack (Hammondorgel) und Mark Coles (Gesang) nicht wirklich hinter Gittern spielen, sondern durften ein Open Air im grünen Innenhof der Anstalt geben. Doch die am Rand umherstreifenden Vollzugsbeamten erinnerten zwischendurch immer wieder daran, dass nicht alle Zuhörer am Ende des Konzerts frei nach Hause gehen durften.

Bereits zum fünften Mal organisierte der Kulturkreis Senne gemeinsam mit der JVA Senne und dem Verein für Gefangenenseelsorge eine Veranstaltung in der Reihe »Kultur im Knast«. »Letztes Mal gab es Klassik, da waren viele alte Leute hier, vielleicht gibt es ja heute mal Hip Hop oder R’n‘B«, erzählt Sebastian Jennen, der als einer von 25 Insassen mit einem Bus aus der JVA Ummeln gekommen war und das Privileg eines Konzertbesuchs genoss. Zwar musste der Häftling wieder auf seinen geliebten Hip Hop verzichten, doch Rhythmus und Blues hatten die Basement Boyz zur Freude der Anwesenden mehr als genug. Die Band, die sich aus Mitgliedern der Städtischen Bühnen und des Orchesters Bielefeld zusammensetzt, hatte einige starke Gäste mit dabei, die sich abwechselnd mit Stammsänger Mark Coles das Mikrofon teilten. Der Amerikaner Coles selbst beeindruckte mit seiner tiefen Bassstimme und Gänsehautmomenten bei Klassikern wie »House of the rising sun« und »War«. Seinem Spitznamen »Turbo-Lado« wurde hingegen Sänger Lado Lortkipanidze gerecht, der sowohl mit Stevie Wonders »Superstition« als auch Queens »Don’t stop me now« seine Qualitäten als Rampensau unter Beweis stellte und das Publikum mitriss. Leise Töne schlug Cornelie Isenbürger an, die den »Love Song« der britischen Wave-Band The Cure in einer zartenVersion zum Besten gab. Unterstützt wurde die Sopranistin dabei durch Manuel Viehmann mit seinem Flügelhorn, der gemeinsam mit Remigiusz Matuszewski, Martin Beyer und Lukas Finkam die Bläsersektion »Hartstrahl« der Basement Boyz bildet. Auch Nohad Becker und Melanie Kreuter traten als Solisten ans Mikrofon und intonierten zusammen mit der Band unter anderem Dusty Springfields »Son of a preacher man« und »Will you still love me tomorrow«.

»Es ist wunderbar in einer so besonderen Form den Vollzug zu präsentieren als Form der Gesellschaft «, lautete am Ende das Fazit der JVA-Leiterin Kerstin Höltkemeyer-Schwick.