Zeitungsartikel Neue Westfälische vom 27.08.2016 Jailhouse Rock im Senner Gefängnis Quelle: Neue Westfälische vom 27.08.2016


Senne (kem). Tolle Stimmung herrschte am Donnerstag im Garten der Justizvollzugsanstalt Senne: Mehr als 500 Menschen, darunter 130 Inhaftierte, genossen das fünfte „Kultur im Knast“-Konzert mit den „Basement Boyz“ und einen warmen Sommerabend.

„Die haben uns quasi überrannt heute“, sagte Freizeitkoordinator Frank Bauke erfreut. „Es lief wie ein Länderspiel.“ Auch JVA-Leiterin Kerstin Höltkemeyer-Schwick, die zum ersten Mal Kultur im Knast erlebte, war begeistert. Nach kurzer Zeit sei dieses Ereignis, das vom Kulturkreis Senne organisiert wird, ausverkauft gewesen. „Es hat sich herum gesprochen, dass das hier etwas Besonderes ist.“

Bereits um 17.30 Uhr waren die ersten Besucher da und die Insassen, die Stunden vorher bei der Vorbereitung geholfen hatten, am Grill und in der Getränkeausgabe in ihrem Element – und zum ersten Mal durchgeschwitzt.

„Don’t Stop Me Now – I’m Having a Good Time“ – mit diesen Sätzen eines Liedes der Gruppe „Queen“ sprachen die Musiker vielen Besuchern und auch Inhaftierten aus dem Herzen. Sie sprangen „in der Popgeschichte umher“ und heizten die Stimmung mit vielen bekannten und beliebten Oldies ein, unterstützt von ihren Gästen, die ihre Lieblingssongs performten.

Wie Cornelie Isenbrüger, die mit dem Love Song von „The Cure“ und „Valerie“ große Momente bot oder Lado Lortkipanidze, der voller Inbrunst den oben erwähnten Queen-Song sang und mit Melanie Kreuter „Venus“ aufleben ließ. Und immer wieder war es „Basement Boyz“- Sänger Mark Coles, der die auf weißen Plastikstühlen sitzenden oder an Tischen stehenden Zuhörer aufforderte, mitzuklatschen und so für Stimmung sorgte.

Für jeden war etwas dabei, von Gospels, wie „Motherless Child“ , über „Still Got the Blues“ und „Uptown Funk“, die Leichtigkeit versprühten und wunderbar zu diesem tollen Sommerabend passten, bis zum Psychedelic Rock von „Black Magic Woman“ und beliebten Rocksongs wie „Proud Mary“.

Auch die Inhaftierten gingen mit und erlebten ein Konzert, wie es einige sicherlich auch außerhalb der Gefängnismauern schon besucht haben und mancher Song ließ die Gedanken schweifen, beschwor schöne Erinnerungen herauf. „Das schmerzt, aber es ist auch schön“, meinte ein Gefangener, der fast abwesend schien, so konzentriert lauschte er den Tönen auf der Bühne und vermutlich auch dem durch sie angeregten inneren Dialog.

„Let’s Rock, Everybody, let’s rock – Everybody in the Whole Cell Block“ – diese Steilvorlage von Elvis ließen sich die „Boyz“ natürlich nicht entgehen und beendeten mit „Jailhouse Rock“ als Zugabe einen Abend, der sichtlich allen Freude bereitet hat.