Zeitungsartikel Westfalen-Blatt vom 18.08.2015 Neue Leiter in Bielefelds Gefängnissen Quelle: Westfalen-.Blatt vom 18.08.2015


Von Peter Bollig

Senne/Ummeln(WB). In Deutschlands größtem Gefängnis steht ein Wechsel in der Anstaltsleitung an: Der bisherige Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bielefeld-Senne Uwe Nelle-Cornelsen verlässt den Posten, Kerstin Höltkemeyer-Schwick, bislang Leiterin der JVA Detmold, übernimmt.

Der Weg zu seinem neuen Arbeitsplatz ist nicht weit: Uwe Nelle-Cornelsen wird zum 7. September neuer Leiter der JVA Brackwede und folgt dort auf Robert Dammann, der sich nach Erreichen der Altersgrenze bereits in den Ruhestand verabschiedet hat.

»Für mich ist es eine Rückkehr in den geschlossenen Vollzug«, sagt Nelle-Cornelsen (52) im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Diesen Bereich kenne er aus seiner Zeit in Werl und seiner vorübergehenden Abordnung nach Bochum im Jahr 2012: »Da bin ich wieder auf den Geschmack gekommen.«

Auf den Posten des Anstaltsleiters der JVA Brackwede an der Umlostraße in Ummeln habe er sich beworben, als ein Nachfolger für Robert Dammann gesucht wurde. Das sei etwas anderes als der offene Vollzug, eine interessante Aufgabe, auch weil dort viele Gefangene mit besonders hohen Strafen ihre Zeit absäßen.

Uwe Nelle-Cornelsen ist seit sechs Jahren Leiter der JVA Bielefeld-Senne, Europas größtes Gefängnis für den offenen Vollzug mit 1645 Haftplätzen, davon 102 für Frauen. Die Insassen verteilen sich auf die großen Häuser in Senne und Ummeln – unmittelbar neben der JVA Brackwede – und 16 Außenstellen in den Kreisen Gütersloh, Paderborn und Warendorf. Zuvor war er seit 1998 Leiter der damaligen JVA Brackwede II, die 2010 mit der Anstalt Bielefeld-Senne zur nunmehr größten JVA in Deutschland fusionierte. Für Nelle-Cornelsen gehörte die Zusammenlegung denn auch zu den großen Herausforderungen seiner Amtszeit: »Das waren zwei bis drei intensive Jahre.« In diese Zeit fiel auch die Umwandlung der Außenstelle Steinhagen vom Männer- zum Frauengefängnis.

Ein Jahr lang war Uwe Nelle-Cornelsen nach Bochum beordert worden, nachdem es dort innerhalb weniger Wochen zu drei Ausbrüchen gekommen war und NRW-Justizminister Thomas Kutschaty den dortigen JVA-Leiter suspendiert hatte.

Auf die Arbeit in der JVA Brackwede freue er sich, zumal er dort eine gut organisierte Anstalt vorfinde.

Für diese Organisation war bis vor wenigen Tagen Robert Dammann (65) zuständig, der gut 13 Jahre lang die JVA Brackwede geleitet und in dieser Zeit »umgekrempelt« hat, wie er selber sagt. Denn sie habe im NRW-Vergleich »ein wenig den Anschluss verloren«. So sei die Entlassungsvorbereitung der zum Teil sehr lange einsitzenden Gefangenen intensiviert und eine Zugangsabteilung eingeführt worden, in der genauer geprüft werde, auf welche Station ein Häftling gehen soll und was er für seine Haftzeit brauche.

Robert Dammann hatte eigentlich den Beruf des Landwirts gelernt, bevor er in Münster Jura studierte. Nach einer ersten Station als stellvertretender JVA-Leiter in Hagen wechselte er für vier Jahre ins NRW-Justizministerium, leistete in diesem Rahmen nach der Wende Aufbauarbeit in Potsdam, wo er eine Vollzugsabteilung im Landesjustizministerium Brandenburgs aufbaute. Im Anschluss war er acht Jahre lang Leiter der JVA Willig, bis er vor 13 Jahren die Stelle in Brackwede übernahm, nah an seiner Heimat Steinhagen. Dort habe er noch elf Hektar Forst, »um den ich mich jetzt kümmern werde«.

Den Chefposten in der JVA Bielefeld-Senne übernimmt Kerstin Höltkemeyer-Schwick (52), bisher Leiterin der JVA Detmold. Die Juristin tritt die Stelle ebenfalls am 7. September an. Von 2002 bis 2006 war sie bereits in Bielefeld-Senne beschäftigt, bevor sie als Leiterin nach Detmold ging. Am Montag, 21. September, soll es dem Vernehmen nach einen gemeinsamen Festakt zur Amtseinführung beider Gefängnisleiter geben. Dazu wird auch NRW-Justizminister Thomas Kutschaty in Bielefeld erwartet.