Zeitungsartikel Westfalen-Blatt vom 26.05.2015 Besondere Gemeinde Quelle: Westfalen-Blatt vom 26.05.2015


Brackwede (sas). Er kennt seine »Schäfchen« schon seit dem 1. Dezember vergangenen Jahres, offiziell und feierlich in sein Amt eingeführt wurde Pfarrer Michael Waterböhr am Pfingstsamstag.

Der 51-Jährige ist neuer Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne und hat Pfarrer Bernd Seyffarth abgelöst. Sein Büro liegt direkt neben dem Gottesdienstraum und dem Knast-Café, seine Gemeindemitglieder sind nicht freiwillig da, wo sie sind: im Hafthaus Ummeln. »Aber sie sind mir freundlich gesonnen und haben mich gut aufgenommen«, sagt er. 21 Jahre lang war der gebürtige Bielefelder zuvor Krankenhausseelsorger der Mühlenkreiskliniken bei Minden, er kennt es, keine »normale« Gemeinde zu haben.

»Das Wichtigste ist für mich die Seelsorge. Die Menschen hier in der JVA sind die Gleichen wie außerhalb«, betont Waterböhr. Sicherlich seien sie zusätzlich beschwert durch ihr Gefangensein: »Wenn man selbst einsitzt und die Familie ist draußen, ist das schon etwas anderes.« Aber auch sie wollen über ihr Leben sprechen und begleitet werden. »Manche sind auch sehr selbstkritisch. Sie sagen, dass sie etwas verzapft hätten und akzeptieren, dass sie dafür büßen.«

Nicht selten wird Pfarrer Waterböhr bei ihnen auch mit Süchten oder Krankheit konfrontiert, und er hat es auch schon erlebt, dass Häftlinge auf Freiheit mit Angst reagieren. »Viele erleben und lernen hier zum ersten Mal so etwas wie eine Tagesstruktur«, sagt er. Alle 14 Tage hält er sonntags einen Gottesdienst für die Männer ab, im gleichen Rhythmus findet der Gottesdienst mittwochsabends für die Frauen statt.

Zu Waterböhrs Amtseinführung sprach Dekanin Uta Klose, JVA Bochum, anwesend waren außerdem Superintendent Frank Schneider vom Evangelischen Kirchenkreis Gütersloh und Pfarrer Stefan Thünemann, JVA Herford.