Zeitungsartikel Neue Westfälische vom 25.08.2015 Das ist meine Musik Quelle: Neue Westfälische vom 25.08.2015


Ummeln (kem). Mit beliebten Songs und Rockballaden aus den 70er Jahren erfreute und begeisterte jetzt das Bielefelder Duo „Touch of Sound“ die Gefangenen im Hafthaus Ummeln. Diese klatschten und sangen eifrig mit.

Der Dortmunder Kunst- und Literaturverein für Gefangene hatte das Akustik-Duo in die Justizvollzugsanstalt eingeladen, und die Gefangenenseelsorge hatte den Konzertabend vor Ort organisiert. Bereits vor drei Jahren waren „Touch of Sound“ in der geschlossenen Haftanstalt gewesen und hatten für gute Stimmung gesorgt.

Das hatte sich wohl herumgesprochen, denn 110 Gefangene hatten sich für den Abend angemeldet und weitere stießen spontan dazu. Ina Kohbus wusste, wie sie ihr Publikum ansprechen musste und rockte gleich los, so dass die Atmosphäre schnell von „förmlichabwartend“ zu „mitreißend“ wechselte. Ob Rock, Blues, Pop, Reggae oder Balladen – die Coverstücke des Duos kannten fast alle und klatschten und sangen mit. Songs von Janis Joplin, Eric Clapton, Santana, Patty Smith, Tina Turner und Amy Winehouse präsentierte Leadsängerin Ina Kohbus mit kräftiger, ausdrucksstarker Stimme, begleitet von Marten Rolf mit virtuosem Gitarrenspiel und tiefem, wunderbar zu Ina harmonisierendem Gesang.

Als nicht nur die Stimmung, sondern auch die Thermik im Saal deutlich stieg, entschieden die Verantwortlichen kurzerhand, in den Garten umzuziehen. „Das hatten wir auch noch nie“, meinte Daniel Rilli, Sozialarbeiter der Gefangenenseelsorge. „Wird ja immer geiler hier“, kommentierten die Gefangenen, die nun nicht steif auf Stühlen saßen, sondern standen – und weiter rauchen konnten.

„Die sind einfach klasse“, meinte ein Häftling und ein anderer meinte anerkennend: „Die Frau ist ’ne Altrockerin mit fantastischer Stimme, die gehört auf eine ganz andere Bühne.“ Ein dritter, Jahrgang 1966, erklärte euphorisch: „Das ist meine Musik. Mit diesen Songs sind wir groß geworden“ und ein Vierter analysierte: „Die können gut die Stimmfarben wechseln und haben von Anfang an Power gegeben.“

Alle Gefangenen genossen den lauen Sommerabend mit engagierter Live-Musik und die Gelegenheit, in der Pause und beim abschließenden Ausklang miteinander zu reden. Dass sich hier die Geschlechter mischten, war eine weitere willkommene Abwechslung.